Demographie-Leitfaden für Heilbäder und Kurorte in Baden-Württemberg

06.02.2020

Unsere Gesellschaft verändert sich und das immer schneller. Der demographische Wandel ist einer der wichtigsten Prozesse mit gravierenden Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft und im speziellen auch für Heilbäder und Kurorte: Die Bevölkerungsstruktur ändert sich, wir kreieren neuartige Lebensräume, erschaffen die Städte und Dörfer der Zukunft, unsere Babyboomer gehen in den Ruhestand. Neben einer Zunahme der Vielfalt an Lebensräumen und -modellen, Mobilitätsstrukturen und der intensiveren Digitalisierung bringt der demographische Wandel große Herausforderungen aber auch Chancen für die Gesellschaft mit sich. So stellt er nicht nur den Gesundheitssektor und Bereiche wie Alterssicherung, Fachkräftemangel, etc. vor Herausforderungen, sondern schafft auch neue Arbeitsplätze und eine größere Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. Im Idealfall stärkt er u.a. den Zusammenhalt und die Solidarität in der Gesellschaft sowie zwischen Generationen und Kulturen. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationsentwicklung ein wichtiger und nicht zu vernachlässigender Aspekt.

Für die Entwicklung eines Demographie-Leitfadens im Auftrag des Baden-Württembergischen Heilbäderverbandes, als umsetzungsorientiertes Handbuch, wurden insgesamt sieben Modellstandorte in einem Bewerbungsverfahren ausgewählt, um dort in Workshops die Herausforderungen und Chancen des Demographischen Wandels für Heilbäder und Kurorte herauszuarbeiten, zu analysieren und in einen praktischen Kontext zu setzen.

Die sieben Modellstandorte (Bad Bellingen, Bad Herrenalb, Bad Peterstal-Griesbach, Bad Säckingen, Bad Sebastiansweiler, Bad Wildbad und Bad Wurzach) stellen sich alle den Herausforderungen des Demographischen Wandels. Wenngleich das Bevölkerungswachstum aller Modellstandorte in den letzten Jahren ein positives Wachstum verzeichnet, fällt die Prognose bis 2030 in den einzelnen Orten recht unterschiedlich, doch grundsätzlich eher stagnierend bis rückläufig aus. Die Auswahl der Modellstandorte erfolgte hinsichtlich unterschiedlicher touristischer Kennzahlen. So weisen sie unterschiedliche Größen hinsichtlich ihrer touristischen Kapazität und gesundheitlichen Ausprägung (Prädikatisierung) auf. Sie bedienen den Gesundheitsmarkt in verschiedenem Maße, die einen mehr medizinisch-therapeutisch, die anderen eher mit niedrigschwelligen Angeboten und sie können verschiedenen Demographie-Typen (Bertelsmann Stiftung 2018) zugeordnet werden.

In den letzten zwei Wochen wurden im Rahmen der Workshops in den sieben Modellstandorten mit Teilnehmern aus unterschiedlichsten Branchen und Fachbereichen, Politik und Verwaltung zahlreiche Maßnahmen, Projekte und Ideen erarbeitet, um die Chancen zu nutzen und die Herausforderungen zu bewältigen. Der Fokus liegt auf den herausgearbeiteten Kernhandlungsfeldern: Mobilität & Besucherlenkung, kurörtliche Infrastruktur, Arbeitsmarkt & Fachkräftemangel, Produkte & Vermarktung sowie Daseinsvorsorge.

Erste Erkenntnisse aus den Workshops zeigen:

  • Trotz unterschiedlicher Strukturen stehen die Orte vor ähnlichen Herausforderungen. Insbesondere die ärztliche Versorgung i.V.m. dem Fachkräftemangel, die Aufwertung des Images eines Kurortes und das Schaffen von generationsübergreifenden Angeboten sind die Kernherausforderungen der Orte.
  • Eine Umstrukturierung der Orte hinsichtlich der sich ändernden Bedürfnisse der Gäste und Bürger ist notwendig. Die Altersstrukturen ändern sich, Senioren bleiben länger fit und die Nachfrage verschiebt sich hin zu aktiveren Urlaubsangeboten.
  • Die Infrastruktur der Orte ist stark anpassungsbedürftig. Der bestehende ÖPNV kann den Bedarf nicht ausreichend decken, vielerorts mangelt es an barrierefreien Angeboten und Infrastrukturen und im Zuge der Digitalisierung muss eine flächendeckende Breitbandversorgung geschaffen werden.

 

Hinweis: PROJECT M erstellt Strategien, Konzepte und Leitfäden sowie dazugehörige Umsetzungsstrategien für die erfolgreiche Tourismus- und Regionalentwicklung! Für die perfekte Einbindung Ihrer Leistungsanbieter finden wir stets die richtige Form und Sprache.

Haben Sie Fragen, brauchen Sie einen Impuls oder einen fachlichen Austausch zu ihrem Projekt, dann sprechen Sie uns gerne an!

Ansprechperson

Detlef Jarosch

Bereichsleiter Infrastrukturentwicklung